Erfolgreicher Apotheker - Meine Eindrücke von der Expopharm 2018

Erfolgreicher Apotheker – Meine Eindrücke von der Expopharm 2018

Auch dieses Jahr waren wir, das Heilberufe-Team der HVB-Nürnberg, wieder auf der Münchner Expopharm, um uns von unseren Netzwerkpartnern auf den neuesten Stand der Entwicklungen im Apothekenmarkt bringen zu lassen. Auch wenn die persönliche Beratung in der Apotheke nichts an ihrer Bedeutung verloren hat, so geht doch für den auch zukünftig erfolgreichen Apotheker hier der Trend zum „Apotheker 4.0“! – Dabei muss nicht jeder alles machen, aber eine gezielte Auswahl (oder eine auf detaillierten Informationen begründete Ablehnung) von Maßnahmen, welche genau zu Markenkern und Philosophie der eigenen Apotheke passen, wird Wunder wirken.

Hier folgen nun ein paar ganz persönliche Highlights zu Trends, Produkten oder Maßnahmen:

Welche Trends haben wir gesehen?

Ein ganz klarer Trend, der nicht neu ist, sondern sich nur verfeinert hat – und dies noch mehr tun wird, ist hin zu mehr Convenience für den Kunden. Festzumachen ist dies vor allem an zwei Maßnahmen:

 

1) Der Zunahme des Angebots an verbesserten Touchscreens für die Kundenberatung.

 

 

Alle Hersteller von Kommisionerungsautomaten haben nochmals verbesserte Touchscreen-Angebote – alle technisch etwas anders und alle zu unterschiedlichen Einkaufspreisen und Servicegebühren . Wir waren bei Rowa Technologies, KLS Pharma Robotics und OPTIMUMmedia am Stand. Hier lohnt also der Vergleich – und vorher die Frage, was will ich wie einsetzen und wie rechnet sich das für mich. Im Nürnberger Raum gibt es bisher nur eine einzige Apotheke, welche bei der Sichtwahl voll auf digitales Warenangebot setzt, die Eichen-Apotheke in Stein.

Was ich mir gut vorstellen kann, sind einzelne Touchscreens, immer hinter einem Kassenplatz – und dazwischen konventionelle Regale. So ist die Umrüstung für den Apothekenkunden weniger verwirrend (die Apotheke wird auch nicht mit Mc Donalds verwechselt), die Kosten der Umrüstung sind geringer und die Umsatzsteigerung (angeblich bis zu 12% p.a.) wird trotzdem realiseirt werden Ebenso werden – gerade bei einem bestimmten Aufbau der Sichtwahl – längere Laufstrecken der Mitarbeiter, welche sich sonst immer hinter den Kolleginnen durchquetschen müssen, vermieden.

 

2) Die Zunahme bei intelligenten „Click & Collect-Lösungen – und dabei die Kooperation von Partnern, die man so vielleicht doch nicht vermuten würde:

Wir haben getestet:

* Die neue Apotheken-App  von PHOENIX  „deine Apotheke“ am Stand der ADG. Sehr schön übersichtlich und einfach zu bedienen.

* Curacado, das neue Online-Bestellportal von Apotheker Ralf König und Wort & Bild Verlag, am Stand von Wort & Bild.
Sehr umfassend, ein wenig technischer aber gut zu bedienen – derzeit noch rein als Click & Collect-Lösung, aber die Erweiterung
um einen Lieferservice ist in Vorbereitung.

Ein guter Gedanke kam von Ralf Becker, ADG: Die evtl. noch bestehenden Whatsapp-Lösungen sind seit Einführung der DSGVO ja eigentlich verboten. Aber es gibt ja das, lt. mündlicher Auskunft der Behörden in Ansbach, sichere Whatsapp-Broadcast. Auf meine Äußerung, dass Whatsapp doch viel verbreiteter sei, als die diversen Apps von Verlagen o. ä, gab Herr Becker zu bedenken, dass es bei massenhafter Nutzung von Whatsapp durch Apothekenkunden sicher nicht lange dauern würde, bis bei Whatsapp die Werbung für eine Online-Apotheke aufgeschaltet wird, welche die Kunden mit aggressiven Konditionen zu sich routen wird. Die Apotheker würden sich hier also selbst kannibalisieren!

Eine gute Übersicht über die vorhandenen Apotheken-Apps der großen Häuser finden Sie in apotheke + marketing, Ausgabe 3, Seite18, September 2018.

Auch bei awinta steht das Thema“Digitalisierung“ ganz oben auf der Agenda. Als Erfolgsrezept für die Vor-Ort-Apotheke sieht man auch dort, dass der erfolgreiche Apotheker in der nahen Zukunft die Stärken seiner lokalen Präsenz mit denen der Online-Welt zusammenbringen muss – einfach, weil sich die Informations- und Kommunikationskanäle und damit auch das Einkaufsverhalten der Kunden grundlegend geändert haben. Von zentrale Bedeutung bei der Digitalisierung ist, dass die dahinterliegenden Prozesse reibungslos funktionieren, sonst ist der Kunde relativ schnell verärgert.

Im November findet eine gemeinsame Roadshow von ALG, awinta und VSA statt, unter dem Thema „Gesundheit.Digital. Gestalten.“
(Am 14.11.2018 in Nürnberg.)


Was be- oder entlastet die Apotheker?

1) Nochmals verbesserte Rezept-Scanner zur Vermeidung von Retaxationen – bei einem Anbieter sogar mit Prüfung des verschriebenen Medikaments.

 

Auch hier gibt es gute konkurrierende Angebote – die Medikamentenprüfung haben wir aber nur eimal gefunden, bei AvP.

 

2) An der securPharm mit dem Data Matrix Code ab 09.02.2019 scheiden sich die Geister: Die einen sehen darin v. a. eine eher wenig sinnvolle Mehrarbeit – mir als Verbraucher gefällt das natürlich schon, aber ich kan auch nicht wirklich abschätzen, wie hoch die Anzahl der Fälschungen (Stichwort: „Lunapharm“) denn wirklich ist? Andere Apotheker sehen doch bedingte Vorteile, v. a. weil damit nicht mehr vergessen werden kann, bestimmte Verkäufe beim Kundenkonto zu erfassen und so spätere Reklamationen schnell und sicher erledigt werden können. Wichtig ist hier v. a. die Registrierung der Apotheken im N-Ident-Portal, der Legitimationsantrag sowie ein rasches update des Warenwirtschaftssystems in Ihrer Apotheke – und, sofern nicht ohnehin schon geschehen, die Umstellung auf Scanner.

Bleibt noch abzuwarten, wie das neue System die immensen Datenmengen verdauen wird, welche pro Tag und oft zeitgleich erfasst und verarbeitet werden müssen.

 

3) Am Dienstag hat Gesundheitminister Spahn in seiner Rede signalisiert, dass er am Fremd- und Mehrbesitzverbot festhalten möchte. Beim Thema „eventuelles Verbot des Versandhandels“ waren seine Antworten dafür aber eher ausweichend. Ganz klar hat er signalisiert, dass er sich klare Vorschläge von den Apothekern erwartet, was die Veränderung ihrer Vergütung angeht. Falls hier von seiten der Standesvertretung nichts käme, würde der Gesundheitsminister seinerseits handeln!

 

Insgesamt läßt sich festhalten, dass sich für uns der Messebesuch zwar sehr gelohnt hat, aber die Anzahl der Aussteller über die letzten 2 – 3 Messen, also die letzten 4 – 6 Jahre, doch schon sehr nachgelassen hat. Das ist schade, denn gerade die Messe ermöglicht immer noch einen schnellen und sehr effizienten praktischen Vergleich von ähnlichen Angeboten.

Gerade bei den zukunftsweisenden Lösungen ist es wichtig, die beste Lösung für die eigene Apotheke zu finden. Denn der Einsatz dieser neuen Lösungen und Techniken kann die Apotheker ein ganzes Stück weit vor der Konkurrenz aus dem Versandhandel und der zu erwartenden Konkurrenz durch AMAZON retten, einfach, weil unsere Apotheker vor Ort sind und damit die Lieferung  (und damit die Auflösung der sog. `Bedürfnis-Spannung´) unschlagbar schnell erfolgen kann!

Damit bleiben Sie auch morgen ein erfolgreicher Apotheker 4.0.