Erfolgreicher Arzt- Erfolgreicher Ruhestand?

Erfolgreicher Arzt- Erfolgreicher Ruhestand?

„Wie lange müssen Sie denn noch?“ – Kennen Sie diese Frage nach dem geplanten Ende Ihrer Lebensarbeitszeit? Hoffentlich „müssen“ Sie gar nicht, sondern „wollen“ noch. Viele Ärzte wollen im Grunde doch nur raus aus der aufwändigen KV-Bürokratie, aber nicht aus dem Beruf. Aber irgendwann sollte man dann doch den rechten Zeitpunkt und den richtigen Weg zum Absprung in den Ruhestand finden, um eine erfolgreiche Arztlaufbahn würdig zu beenden.

So wie Sie die Praxisabgabe selbst am besten 3 – 5 Jahre vorher planen und einleiten, um einen möglichst guten Kaufpreis erzielen zu können, genauso macht es Sinn spätestens ab diesem Zeitpunkt zu beginnen auch den späteren Ruhestand zu planen. Das erste, das Ihnen nämlich in den ersten Tagen Ihres Ruhestands auffallen wird ist, dass sich kein Patient mehr bei Ihnen meldet, das Telefon nicht dauernd klingelt und die Flut von Faxen, E-Mails und Briefen ganz plötzlich versiegt ist. Erst durch diese Stille werden Sie bemerken, wie sehr Sie an all dies gewohnt waren und was Ihnen nun fehlt. Bis gestern waren Sie sehr wichtig für eine Vielzahl von Menschen, Ihr Tun hatte eine Bedeutung und dies wiederum hat Ihrem Leben in hohem Maße seinen Sinn gegeben – und das ist über Nacht fort!

Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt nicht in ein großes schwarzes Loch fallen wollen, müssen Sie Vorsorge treffen. Ganz wichtig sind gute Sozialkontakte, die Sie gerade in der Anfangszeit tragen. Also pflegen Sie Ihre Freund-schaften und bauen Sie diese wo möglich noch aus – vielleicht lässt sich dies auch noch mit gemeinsamen Hobbies oder Aktivitäten kombinieren. Ein kleiner Tipp, geben Sie nicht zu vielen Ihrer ehemaligen Patienten Ihre Privatnummer – Ihr Nachfolger wird es Ihnen danken.

Sie werden feststellen, dass es einen riesigen Unterschied macht, ob Sie im Ruhestand eine Beschäftigung haben oder doch noch eine Aufgabe – und dies umso mehr je intellektueller Sie veranlagt sind. Beides hat einfach eine unterschiedliche Qualität und damit eine unterschiedliche Sinn-gebung.

Eine lang vernachlässigte Fremdsprache im Alter zu erlernen kann eine Aufgabe sein, ist aber etwas schwieriger und wenn keine praktische Anwendung folgt, wird der Elan ganz schnell zu Erliegen kommen. Natürlich können Sie ganz geplant auch im Ruhestand noch Praxisver-tretungen übernehmen – nur überfordern Sie ihren Praxisnachfolger nicht dabei, der sich vielleicht erst gerade mit dem alten Praxisteam auf neue Wege geeinigt hat. Auch die Betreuung einer Herzsportgruppe o. ä. kann sehr sinnvoll sein.

Überhaupt ist ja regelmäßige körperliche Aktivität ein ganz wesentlicher Faktor für die Gesundheit im Alter – ob Sie nun schon immer Tennis oder Golf gespielt haben oder einfach wieder regelmäßig schwimmen gehen oder ganz neu anfangen zu walken.

Wer rastet, der rostet – dies gilt nicht nur für die körperliche Fitness, sondern auch für die geistige. Vielleicht macht für eine gewissen Zeit noch eine gutachterliche Tätigkeit einen Sinn. Sie könnten aber auch ein Buch schreiben oder eine ehrenamtliche Aufgabe übernehmen. Reisen ist etwas Wunderschönes, aber immer nur verreisen fühlt sich irgendwann an, als wäre man auf der Flucht. Wenn Sie ein wenig Talent haben, dann widmen Sie doch dem regelmäßig etwas Zeit, sei es zum Handwerken, Malen oder Musizieren. Musik kann man gut zu mehreren machen und dabei auch noch Gedanken austauschen.

Und dann gibt es da noch einen ganz wesentlichen Aspekt, der intensiver Beachtung bedarf – Ihr Ehe-/Lebenspartner*in mit ihrem/seinem Rollenverständnis. Sofern Sie nicht jeden Tag in der Praxis zusammengearbeitet haben, hat Ihr Partner*in nämlich die letzten 30 Jahre oder mehr an 5 Tagen in der Woche von 8 bis 18 Uhr ein ganz eigenes Leben geführt – man könnte durchaus sagen, dass Sie beide zwei parallele Leben geführt haben! – Und ganz plötzlich, von einem Tag auf den anderen bringen Sie die lang eingespielte Routine Ihres Partners*in völlig durcheinander. Da gibt es dann reichlich Konfliktpotenzial, bis sich das „neue Leben“ eingespielt hat. Sprechen Sie unbedingt offen darüber. – Wer sich schon vorab einen recht amüsanten Einblick in diese Thematik gönnen will, dem sei das Taschenbuch von Rosa Schmidt – Mein Mann der Rentner (Das geheime Tagebuch einer Ehefrau) empfohlen.

Sie werden feststellen, mit ein bisschen Nachdenken und Planung können Sie sich einen sehr schönen Ruhestand gestalten. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor, denn Sie wollen ja nicht mehr regelmäßig arbeiten. Aber nehmen Sie auch nicht zu wenig vor, denn sonst verfallen Sie leicht in eine ungute Lethargie aus der Sie nur schwer wieder herauskommen. 

In diesem Sinne planen Sie bitte einen erfolgreichen Übergang vom aktiven Arbeitsleben in einen agilen Ruhestand.