Erfolgreiches Patientengespräch = erfolgreicher Arzt

Erfolgreiches Patientengespräch = erfolgreicher Arzt

Im letzten Blog-Beitrag habe ich gefragt, wie „wie erzielen Sie als Arzt Relevanz„? Das Zauberwort dazu im Patientengespräch heißt `Empathie“: Hier in seiner einfachsten Grundform gemeint, als die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen.  Sie denken jetzt vielleicht, das sei doch eine Selbstverständlichkeit? Weit gefehlt, wie Ihnen die folgenden Beispiele zeigen werden, die meine Freunde, Bekannten und ich selbst genau so alle erst jüngst erlebt haben! All diesen Situationen ist gemein, nämlich dass sie die Relevanz der betreffenden Ärzte „vernichten“!

Erstes Beispiel:  Der Patient klagt beim Orthopäden über starke Fersenschmerzen  der Orthopäde schaut von oben kurz auf en Fuß, drückt mal und gibt dann eine Spritze mit dem Kommentar „Und wenn´s nicht besser wird, na kommen´s halt wieder“.  Kein Ultraschall, kein Röntgen, nichts.  Es wird natürlich nicht besser. Jetzt sagen Sie, „das ist ein Einzelfall!“ Leider weit gefehlt, denn dieser Patient geht dann irgendwann zu einem anderen Orthopäden und der schaut von oben auf den nackten Fuss, macht ein mitleidiges Gesicht und empfiehlt immerhin Übungen für die Faszien. Erst die Hausärztin fasst an, nimmt ihr altes Ultraschallgerät und diagnostiziert eine Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne und behandelt sie.

Oder nehmen Sie eine Patientin mit einer an sich harmlosen Infektion im Intimbereich. Die Gynaekologin gibt 2 Medikamte, welche hintereinander zu nehmen sind – „und dann ist´s weg!“ Schön, aber wie wäre es gewesen, wenn die Ärztin der Patientin wenigstens dasselbe gesagt hätte, wie jeder Heilpraktiker, nämlich  „es kann sein, dass es erst schlimmer wird, bevor es besser wird.“ Dann hätte die Patientin am Wochenende keinen so großen Schreck bekommen und hätte nicht zum ärztlichen Bereitschaftsdienst gehen müssen, der ihr etwas von Microlaesionen etc. erzählt hat.

Und nicht nur Ärzte vernichten immer wieder die Relevanz ihrer Praxis – auch die Mitarbeiter helfen manchmal kräftig mit. Da kommt eine völlig verängstigte Patientin mit einem besorgniserregenden Befund aus dem Klinikum und geht zur Mitarbeiterin der Hausärztin und bittet um die Überweisung zum Radiologen, so wie es ihr in der Klinik gesagt wurde. Antwort: „Da hätten Sie besser zum Facharzt gehen sollen, Sie belasten damit unser ohnehin enges Kontingent für solche Überweisungen!“ Wie sagt man da in Bayern: „Da fällt Dir nix mehr ein!! – Ja, geht´s noch? – Und als die Patientin dann trotzdem ganz vorsichtig  fragt, ob die Hausärztin denn vielleicht bei ihr mal den Vitamin-D-Gehalt bestimmen würde, bekommt sie strahlend die Antwort, „das ist ja eine IGel-Leistung, die müssen Sie aber selbst bezahlen und natürlich machen wir das – da können wir gleich einen Termin vereinbaren.“

All diese Situationen sind genau so passiert.  Ich hoffe nun sehr, Sie haben sich nicht in einer der geschilderten Situationen wiedererkannt? Trotzdem helfen diese „Standardsituationen“ darüber nachzudenken, wie Sie als Arzt – und Ihr Team – mit Ihren Patienten kommunizieren und was Sie hier eventuell verbessern könnten?

Selbst wenn Sie heute durch das Internet „vorgebildete“ und manchmal etwas fordernde Patienten haben, sie bleiben Patienten – und Laien. Versetzen Sie sich einfach möglichst genau in deren Situation – alles, was für Sie selbstverständlich ist (auch eventuelle Nebenwirkungen eines Medikaments) ist für die Patienten fremd und eventuell bedrohlich. Der Intendant und Schauspiellehrer Werner Müller übt mit seinen Studenten vor historischen Stücken zum Beispiel die Bewegungsabläufe, er nennt das die „geistige Unterwäsche anziehen“. Die Schauspieler sollen sich z. B. vorstellen, sie hätten die Unterwäsche aus dem 17. Jahrhundert an, mit Reifröcken usw., und sollen dann versuchen, bestimmte Bewegungen zu machen. Danach spielen die Schauspieler eine Schäferszene ganz anders als sie das mit heutiger Kleidung tun würden! Übertragen Sie das doch einmal auf Ihr Team und lassen Sie Ihre Mitarbeiter die Patientensicht einnehmen und spüren, wie bestimmte Aussagen dann auf sie wirken.

Nehmen Sie sich ein klein wenig mehr Zeit – nur für  2 – 3 Sätze mehr – und nehmen Sie Ihren Patienten die Angst, dann sind Sie empatisch und damit „relevant“ – und, Ihre Bewertungen im Netz gehen steil nach oben! Schauen Sie beim Patienten dann auch noch einmal mehr hin und finden vielleicht noch einen Heilungsansatz mehr, dann wird der Patient Sie „auf Händen tragen“, weil Sie sich so wohltuend von anderen abheben.

Wie sagte schon Erich Kästner, „Es gibt nichts gutes, außer man tut es.“ In diesem Sinne, bleiben/werden Sie ein erfolgreicher Arzt (ganz ohne 4.0)!