Erfolgreicher Arzt – und die fortschreitende Digitalisierung

Erfolgreicher Arzt – und die fortschreitende Digitalisierung

Eine aktuelle McKinsey-Studie besagt lt. Handelsblatt, dass Deutschland durch die schleppende Digitalisierung der Medizin Einsparungen in der Größenordnung von 42 Milliarden entgehen da das Potenzial aus 26 verfügbaren Gesundheitstechnologien noch weitestgehend ungenutzt bleibe. Auch wenn es bei uns inzwischen einige wichtig Digitalisierungsprojekte gäbe, wie die App auf Rezept, die elektronische Patientenakte (ePA) und verbesserte Bedingungen für Videosprechstunden, so würden diese Angebote entweder noch nicht oder aber nicht ausreichend genutzt. Offensichtlich hat man es noch nicht geschafft, den Nutzen für die Anwender ausreichend transparent zu machen.

Am deutlichsten wird dies am Beispiel der ePA, welche die gesetzlichen Krankenkassen seit 2021 ihren Versicherten anbieten müssen. Laut der Studie ließen sich 7 Milliarden EUR pro Jahr einsparen, wenn Röntgenbilder auf Papier und CD, Faxe und Papierakten rein digital erstellt und verwaltet werden würden – hier warten wir noch immer auf den Durchbruch. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem E-Rezept, dessen Start bisher immer wieder verschoben wurde. – Mit Online-Terminvergaben ließen sich weitere 400 Millionen Euro pro Jahr einsparen.

Bis zu 300 Millionen Euro wurden dafür in der Corona-Pandemie eingespart, weil die Ärzte Diagnosen per Videosprechstunde stellen durften – das hier noch nicht ausgenutzte Potenzial soll aber 20 Mal höher liegen.

Dies alles ist nicht nur unglücklich, es zeigt auch, dass viel zu viel Zeit und Geld verloren gehen, wenn nicht von Anfang an in den einzelnen Projekten die Bedürfnisse der Nutzer, also der Ärzte und ihres Personals, ausreichend berücksichtigt werden. Dabei besagt eine weitere Untersuchung, dass es sehr gut möglich sei, dass sich in Deutschland in den kommenden Jahren die Schwerpunkte der Schlüsselbranchen verschieben werden, eine zentrale Rolle soll dabei der Gesundheitswirtschaft zufallen.

In Pharmaforschung, Biotechnologie und Medizintechnik sind viele neue Unternehmen entstanden; spätestens mit dem Erfolg des Mainzer Unternehmens Biontech bei der Bekämpfung von Covid-19 ist das für alle sichtbar geworden. Auch insgesamt wächst die Gesundheitsbranche deutlich schneller als die Gesamtwirtschaft und steht inzwischen für 13% der deutschen Wertschöpfung und 16,5 % aller Arbeitnehmer. Die Branche investiert mit 13 % in Relation zum Umsatz mehr als alle anderen Branchen in Deutschland (zum Vergleich: IT 10,5% und Autoindustrie 9%). Die Älteren werden sich noch erinnern, dass Deutschland einmal „die Apotheke der Welt“ war – hieran gilt es durch ein Bündel gezielter Maßnahmen wieder den Anschluss zu finden. Inzwischen meldet die Gesundheitsbranche hinter den USA bereits wieder die zweitmeisten Patente an.

Was bedeutet dies alles für Sie, als niedergelassene/r Arzt/Ärztin? Die Ausgabenlast für die Gesundheit der Deutschen wird weiter steigen, gleichzeitig wird der Druck auf den Staat zunehmen, hier sowohl direkt Kosten zu sparen als auch die Ausgaben für die Krankenversicherung, vor allem in ihrer Funktion als Lohnnebenkosten, zu deckeln. Das Zauberwort wird dann „mehr Digitalisierung“ heißen – sicher in großen Teilen zu Recht.

Sehen Sie also zu, dass Sie hier bei den Vorreitern dabei sind, wenn es um die Nutzung jetzt schon vorhandener sowie zukünftiger Technologien geht. Investieren Sie in sinnvolle Technologie und deren Integration in Ihre Praxis und Praxistechnik und investieren Sie in die Ausbildung Ihres Personals. Und, helfen Sie mit, in Ihren Standesorganisationen den Druck aufzubauen, dass sinnvolle Digitalisierungsmaßnahmen beschleunigt und noch nicht umsetzungsreife nachgebessert werden, denn dann bleiben Sie alle auch in Zukunft erfolgreiche Ärzte – mit mehr Zeit für Ihre Patienten. Sie haben es in der Hand.