Erfolgreicher Arzt 4.0 – Update Digitalisierung Arztpraxis 2020

Erfolgreicher Arzt 4.0 – Update Digitalisierung Arztpraxis 2020

Das Internet wird für keinen von uns abgeschaltet – die Digitalisierung ist da und gewinnt an Fahrt – ob wir das wollen oder nicht. Folglich ist es doch besser aktiv gestaltend dabei zu sein, oder etwa nicht? Hier ein kurzes Update, welche Themen im Rahmen der Digitalisierung auf Arztpraxen in 2020 zukommen:

1) Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) – Umsetzung 2020: Am 29.11.2019 hat der Bundesrat das DVG gebilligt. Diese Aspekte sind für Sie besonders interessant:


* Versicherte haben künftig Anspruch auf eine Versorgung mit Medizinprodukten niedriger Risikoklasse, deren Hauptfunktion wesentlich auf digitalen Technologien beruht (§ 33a DVG).

* Ärzte und Psychotherapeuten dürfen damit künftig sog. Gesundheits-Apps zu Lasten der Krankenkassen verordnen (§ 139 e DVG) – mehr siehe Nr. 2.

* Anschlusspflicht an die Telematik-Infrastruktur (TI) – siehe dazu auch meinen Blog-Beitrag vom Juni 2019. Das DVG verpflichtet Krankenhäuser und Apotheken sich bis 09/2020 (bzw. 01.01.2021) an die TI anzuschließen. Ärzte, die den Anschluss verweigern, müssen ab 01.03.2020 mit einem von 1 % auf 2,5 % erhöhten Honorarabzug rechnen!

Gerade ist hier ein neuer Aspekt aufgetaucht, nämlich dass den Hackern vom Chaos-Computer-Club (CCC) gelungen sein soll, massiv an Daten aus Patientenakten heran zu kommen. Wichtig für die Diskussion erscheint mir hierbei aber, dass der CCC nicht die TI geknackt hat, sondern sich mit aus Arztpraxen erlangten Arzt-Daten eigene Zugangskarten und damit einen normalen Zugang zum System verschafft hat! Das spricht gegen die laxe Ausgabe dieser Karten, nicht gegen die Sicherheit der TI.

* Videosprechstunden: Diese sollen künftig besser vergütet werden – außerdem dürfen Sie über dieses Angebot auf Ihrer Internetseite informieren!

2) Gesundheits-Apps auf Rezept – Umsetzung 2020: Künftig dürfen Sie vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüfte Gesundheits-Apps auf Rezept zu Lasten der GKV verordnen!

Das Ganze wird aber erst langsam anlaufen bis die systematische Einbindung dieser Anwendung in die Telematikinfrastruktur gelungen ist. Darüber können die mittels der App gewonnenen Daten auch in der elektronischen Patientenakte gespeichert werden.

Voraussichtlich Ende des 1. Quartals 2020 wird das Bundesgesundheitsministerium die entsprechende Rechtsverordnung präsentieren, dann müssen noch die konkreten Preisverhandlungen zwischen Krankenkassen und App-Anbietern erfolgen.

Nutzen Sie doch die Zeit bis dahin und gehen Sie das Thema proaktiv an und überlegen sie sich, für welche Zielgruppen Sie gerne Apps verschreiben würden!

3) Elektronische Patientenakte – E-Rezept – Umsetzung 2020: Die TKK hat Ende 2019 vor einer Verzögerung bei der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens gewarnt und erneut darauf hingewiesen, wie stark hier die großen US-Tech-Konzerne seien.

So solle, „eine AU per Videochat möglich sein anstelle dazu mit seinen Vieren lange Zeit im Wartezimmer mit anderen Patienten und deren Viren und Keimen zu sitzen.“ Auch müssten die Projekte rund um die elektronische Patientenakte vorangetrieben werden.

Wichtig sei dabei aber auch immer, dass nicht kommerzielle Algorithmen die Entscheidungen träfen, sondern Mediziner, die das wohl des Patienten im Blick hätten.

4) Medibus –Sicherstellung der medizinischen Versorgung auf dem Lande: In diesem Pilotprojekt der KV-Hessen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn (DB) soll mittels einer „rollenden Arztpraxis“ die medizinische Versorgung auf dem Land (Nordhessen) sichergestellt werden.

Ein Linienbus wurde dazu zu einer mobilen Arztpraxis umgebaut und im Juli 2018 erstmals im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sowie im Werra-Meissner-Kreis eingesetzt, Er soll die Versorgungslücke, welche aus alternder Gesellschaft mit häufigen Arztbesuchen und fehlendem ärztlichen Nachwuchs entstanden ist, schließen helfen.

Der Bus verfügt genau wie eine Hausarztpraxis über ein EKG und ein kleines Labor und ist mit einem Arzt und einer medizinischen Fachangestellten besetzt. Außerdem verfügt er über sämtliche Technik für den Einsatz von Telemedizin mit deren Hilfe eine Vernetzung mit niedergelassenen Ärzten möglich ist. Er fährt wöchentlich von Montag bis Donnerstag immer 2 Standorte für jeweils 3 Stunden an – den Busfahrer stellt DB Regio Bus.

Im Mai 2020 läuft das Pilotprojekt aus – es ist noch nicht klar, ob das Projekt in Hessen eingestellt oder in eine andere Region verlegt wird. Laut DB sollen aber in 2020 7 weitere rollende Arztpraxen in unterversorgte Regionen entsandt werden.

Vielleicht wäre das auch ein Thema für andere KVen und Praxisnetze?

Sie sehen, es bleibt viel zu tun, um auch 2020 ein erfolgreicher Arzt 4.0 zu bleiben.