Arzt 4.0 - Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin?!

Arzt 4.0 – Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin?!

Die Deutsche Presseagentur, dpa, hat am 12.02.2019 einen Nachrichtensatz zu KI in der Medizin veröffentlicht. Das Handelsblatt (HB) betitelt danach den Artikel am 12.02.19 mit „Künstliche Intelligenz verbessert Diagnosen in der Kindermedizin“ – im Ärzteblatt (aeb) vom gleichen Tage heißt es „Künstliche Intelligenz diagnostiziert genauer als (unerfahrene) Kinderärzte“. Dieses Beispiel zeigt eigentlich sehr schön, dass es – wie so oft – auf den persönlichen Blickwinkel ankommt, aus dem man ein Thema sehen möchte. Ganz besonders gilt dies bei allen Themen rund um den Arzt 4.0.

Das Handelblatt destiliert aus der Nachricht folgende Fakten:

* mittels KI wollen chinesiche Mediziner die Arbeit von Kinderärzten erleichtern,

* das System soll helfen, besonders behandlungsbedürftige Patienten rasch zu erkennen,

* Die Studie der Universität Guangzhou liefere den Nachweis, dass ein KI-System gute diagnostische Ergebnisse liefern könne, so die Verfasser der Studie.

* Eine weitere mögliche Anwendung dieses Systems sei die Unterstützung von Ärzten bei der Diagnose von Patienten mit komplexen oder seltenen Erkrankungen, so die Forscher.

 

Das Arzteblatt stellt fest:

* Sind Computer Ärzten demnächst in einer ihrer Kernkompetenzen, der Diagnose von Erkrankungen überlegen? – Zumindest war die Software bei einer Reihe von Erkrankungen teilweise treffsicherer als Kinderärzte in den ersten Berufsjahren (Verglichen wurden 20 Ärzte in fünf Gruppen – bei den beiden Gruppen jüngerer Kinderärzte, mit bis zu 8 Berufsjahren, lag das KI-System erkennbar besser.)

* Der Vorteil der KI ist dabei durchaus einleuchtend, während ein einzelner Kinderarzt im Laufe seines ganzen Berufslebens einige Tausend Patienten hat, konnte das KI-System an de Guangzhou-Universität mit 576.498 Krankenakten pädiatrischer Patienten gefüttert werden, welche 1,36 Mio. ambulante Termine wahrgenommen hatten. So wurden 101,6 Mio. Inforamtionen festgehalten.- So etwas funktioniert derzeit nur in China, bei uns verhindern dies Datenschutz-bestimmungen.

Hier spielt KI seine Stärken aus dem Bereich des Deep Learning aus – die Mustererkennung. So wurden dann auch – je nach Art der Erkrankung und sogar  aufgrund von eher unspezifischen Symptomen – Diagnosen mit einer Genauigkeit von 85 – 97 % gestellt!

Als Fazit kommt man in China zu den Ergebnissen, dass KI sowohl bei der Triage helfen könnte (ein Einsatz in den Notfallambulanzen könnte wirklich sinnvoll sein) als auch bei der Ausbildung von jungen Medizinern. Dem muss man entgegenhalten, dass die Arbeit mit  solchen „virtuellen Patienten“ in der Ausbildung von Medizinern weniger sinnvoll ist, da KI nicht anzeigt und begründet, wie sie zu ihrer Einschätzung gelangt ist.

 

Bevor wir uns jetzt fragen, „wer hat recht“, sollten wir die Aspekte beider Blickwinkel anerkennen und etwas Sinnvolles daraus gestalten. KI-Systeme haben ihre guten Einsatzmöglichkeiten und damit ihre Berechtigung, auch in der Medizin. Es ergibt keinen Sinn, sie aus Unwissenheit oder Angst zu verteufeln – dazu sind die Unterstützungsmöglichkeiten und die Geschwindigkeit bei der Diagnose zu groß.  Aber wir müssen ihre Einsatzmnöglichkeiten und Grenzen in jedem Fachbereich erkennen und dann auch auf dem abschließenden Urteil eines Mediziners und der Verkündung der Diagnose durch ihn bestehen, denn einen Aspekt wird KI niemals abdecken können, die Empathie! Dies muss in der Diskussion auch den staatlichen Stellen und den Krankenkassen verdeutlicht werden, denen es – ganz legitim – auch um Kosteneinsparungen geht.

Solange es aber noch keine einheitlich aufgebauten elektronischen Gesundheitsakten und keine bundesweite und sektorenübergreifende gesetzliche Grundlage für die Datennutzung zu Forschungs- und Behandlungszwecken gibt, so lange können auch die fortschrittlichsten KI-Systeme bei uns nicht mit Daten gefüttert werden. So lange bleibt Arzt 4.0, zumindest in diesem Bereich, doch noch Arzt 1.0 (mit handgeschriebenen Patientenakten).