Erfolgreicher Arzt - Nehmen Sie Ihre Patienten ernst?!

Erfolgreicher Arzt – Nehmen Sie Ihre Patienten ernst?!

In SPIEGEL- und BILD-Online finden Sie reichlich Artikel zum Thema „Mein Arzt nimmt mich nicht ernst„, oder sogar betitelt „Der Charme einer Keule„! – „Alles viel zu reißerisch aufgebauscht.“ – „Stimmt so überhaupt nicht“, werden Sie vielleich sagen. Leider sehen die Erfahrungen in meinem befreundeten Umfeld oder in der eignenen Familie – und das nicht nur im Bundesland Bayern – teilweise doch ganz ähnlich aus!

Der Kommunikationsforscher Norbert Wiener hat einmal gesagt, „ich weiß erst, was ich gesagt habe, wenn ich die Reaktion meines Gesprächspartners verstanden habe.“ Ein weiterer wichtiger Satz lautet hier, „man kann nicht nicht-kommunizieren!“ Wenn Sie also einem Patienten keine befriedigende Antwort auf seine Frage geben, dann denkt er sich eben seinen Teil der Antwort. – In diesem Sinne können wir ein erstes Fazit wagen: „Nur wenn der Patient sich ernst genommen fühlt, können Sie als erfolgreicher Arzt agieren – in der Behandlung wie in der  eigenen Ökonimie.

 

Welches Arzt-Verhalten lässt die Patienten leiden?

 

* Der SPIEGEL-Reporter Jötten spricht in diesem Zusammenhang  davon, dass „Ärzte nicht dafür bezahlt werden, charmant zu sein.“  Aber es muss ja
nicht gleich ein Umgangston mit dem „Charme einer Keule“ sein. Viele Männer fühlen sich bei Anweisungen des Arztes direkt an ihre Musterungsuntersuchung für die Bundeswehr erinnert! – Wir bringen unseren Kindern doch auch bei, dass es ein Zauberwort gibt – „bitte„.

 

* Es gibt Ärzte, die können ihre Pastienten generell (fast) nicht anschauen, wenn sie mit Ihnen sprechen – dann fühlt sich das Gegenüber aber nicht wahrge-nommen/ angenommen. Damit steht sich ein fachlich hervorragender Arzt aber selbst (und ggf. auch dem Heilungserfolg) im Wege, weil er den Patienten verunsichert. – Kleiner Tipp, falls es Ihnen schwerfällt dem Patienten direkt ins Gesicht zu sehen, dann schauen Sie auf einen imaginiären Punkt zwischen seinen Augenbrauen – das reicht schon aus (bitte aber auch nicht anstarren.)

 

* Der Faktor Zeit ist eine weitere ganz wesentliche  Größe (ich mache mir z. B. bei HNO und Orthopädie immer den Spass, vorher zu schätzen wieviele Minuten sich der Arzt für mich Zeit nimmt!). Schaut mich der Arzt nur für 10 Sekunden kurz aus der Entfernung an, oder kommt er näher? Befühlt er auch die, aus meiner Sicht als Patien,t erkrankte Körperpatie, erkennt er eine Verfärbung und leichte Schwellung? Oder schaut er nicht nur auf die Körpergröße eines jungen Mädchens, sondern auch in seiner Akte auf das Geburtsdatum? Dann landet sie vielleicht noch rechtzeitig beim Kieferorthopäden bevor der erte große Wachstumsschub vorbei ist. Last but not least, kann ein Kinderarzt auch mit Kindern umgehen – auch rein sprachlich? (Wenn man eigene Kinder hat, wird das meist besser.)

 

* In unserer modernen Welt ist das Handy nicht mehr wegzudenken – aber was hat es eingeschaltet während der Sprechstunde im Behandlungszimmer zu suchen?
Wie fühlt sich der Patient, wenn der Arzt während der Patient ihm seine Beschwerden schildert, einfach einen Anruf annimmt und ihm nicht mehr zuhört – und
wieviel aus der Anamnese bleibt dann beim Arzt hängen?

 

* Für welche Werte steht Ihre Praxis? Wie sieht Ihre Praxisphilosophie im Detail aus? Steht darin etwas von Einfühlungsvermögen ? – Einfühlungsvermögen „bedeutet die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen und Gefühle anderer Menschen einzufühlen. Ein empathischer Mensch kann Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person erkennen und verstehen.“ – Ich arbeite mit meinen Studenten immer wieder an dem Thema der sog. „Handlungskompetenz“, d. h. neben der fachlichen Kompetenz (die wir hier in keinem Falle bestreiten wollen!) kommt es genauso auf die persönliche und da v. a. auf die emotionale Kompetenz an!

Zuhören steht am Beginn (nur kurze Verständnisfragen sind erlaubt) – ernst nehmen und verstehen ist das wichtigste (selbst, oder gar wenn es sich um psychosomatisch bedingte Beschwerden handelt) – für den Laien verständlich erklären, um was es sich handelt und was getan werden kann/ soll/ muss oder eben nicht gemacht werden darf (!) – und dann überprüfen, ob der Patient das verstanden hat, wie er sich damit fühlt und ob er diese Behandlung auch durchführen will.  Und das alles mit etwas Empathie gewürzt.

Menschen wollen verstehen und suchen Sicherheit – das erste, was unsere Vorfahren gemacht haben, wenn sie auf ein unbekanntes oder unerklärliches Phänomen gestoßen sind, war es zu „bannen“. Zum Bannen muss man dem Phänomen aber als allererstes einen Namen geben! Also braucht auch Ihr Patient von Ihnen einen „Namen“ für sein Leiden, damit er Ihnen gegenüber die sog. „Kompetenzvermutung“ aufrechterhält. Wenn Sie sich sicher sind, dann geben Sie ihm auch die Sicherheit – selbst wenn Sie in ganz seltenen Fällen dann die Begriffe ideopatisch oder essentiell verwenden müssen.

 

* Ansonsten durchaus Klartext reden! Je ernster die Erkrankung, desto wichtiger ist das. Also, ohne große Umschweife zur Sache kommen – aber mit etwas Mitgefühl und vor allem Respekt für den anderen Menschen. – Andererseits dürfen Sie dem durch Google „vorgebildeten“ Patienten (46% aller Deutschen haben sich 2017 über Gesundheitsthemen im Netz informiert – und da gibt es bekanntlich auch weniger seriöse Quellen) durchaus auch klar sagen, dass er mit seiner Diagnose auf dem Holzwege ist.

Maya Angelou hat einmal gesagt, „ich habe erfahren, dass die Menschen vergessen werden, was Du gesagt hast, dass sie vergessen werden, was Du getan hast, aber die Menschen werden niemals vergessen, was Du sie hast fühlen lassen.“

Sehen Sie meine Anregungen bitte in diesem Sinne. Die o.g. Aufzählung kann man sicher noch um einige Aspekte verlängern – mir war es aber nur wichtig, hier die häufigsten Problembereiche aufzuführen und damit einfach einmal zum Nachdenken anzuregen.

Denn eines ist auch klar, der Arzt, der seine Patienten nicht ernst nimmt, wird diese Patienten verlieren – und in der Welt des Arzt 4.0 geht das ganz schnell. So etwas sollte Ihnen als erfolgreicher Arzt nicht passieren.