Arzt 4.0 - Quo vadis Doc mit Ihrer Telematik-Infrastruktur (TI)?

Arzt 4.0 – Quo vadis Doc mit Ihrer Telematik-Infrastruktur (TI)?

Nach Angaben der KVB wird sich mindestens jeder zweite Arzt nicht mehr rechtzeitig die notwendige Technik zum Anschluss  an die Telematik-Infrastruktur besorgen können! Diese Technik besteht im wesentlichen aus einem Konnektor und einem E-Health-Kartenleser.  Deadline für den Anschluss ist der 31.12.2018. Ab 01. Januar 2019 muss ein niedergelassener Vertragsarzt/Psychotherapeuth in seiner Praxis das Versichertenstammdaten-Management (VSDM), also den Online-Abgleich der Versichertenstammdaten, über die TI betreiben können. Wenn nicht:

* drohen ihm/ihr 1% des Honarars als Strafgebühr;
* kann er/sie auch teilweise auf den Kosten für den TI-Anschluss sitzenbleiben,
falls die Verhandlung mit den Kostenträgern nicht rechtzeitig zu einer Einigung
führen sollte.

Ob die GroKo einer nochmaligen Verlängerung der Frist zum Anschluss um weitere sechs Monate zustimmen wird ist mehr als ungewiss – denn der Termin 31.12.2018 selbst entspringt ja schon einer Fristverlängerung. Außerdem plant die Politik nun doch die elektronische Patientenakte (ePA) für alle Versicherten noch in dieser Legislaturperiode einzuführen!

Aktuell sollen erst rd. 10% (also 10.000 Praxen von insgesamt 100.000) der Praxen in Deutschland an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen sein.

Dazu passt eine Analyse des Valetudo-Expertensystems, welche belegt, wie gering derzeit noch die Transformations-Motivation der Haus- und Fachärzte im Bereich der Digitalisierung ist: Von den zufällig zur Befragung ausgewählten 1.000 Arztpraxen planen gerade einmal 58 Digital-Projekte durchzuführen (5,8%). Bei diesen Projekten es sich aber vor allem um Einzelmaßnahmen wie die Einführung von Online-Terminkalendern, App-Nutzungen oder Video-Sprechstunden – tiefergeifende Projekte oder eine „Digitale-Praxisphilosophie“ sind nicht in Sicht! (siehe: Thil, Klaus-Dieter, IFABS:BENCHMARK! 20.11.2018).

Dies deckt sich leider mit meinen jüngsten Erfahrungen aus meinem letzten Arzt 4.0-Seminar. Bei der Zielgruppe der Ärzte von Mitte 50 bis Mitte 60 sehen Sie zumeist „kein Licht des Erkennens“ von Chancen oder Risiken in den Augen dieser Ärzte.

Wo soll das hinführen? – Oder wie bekomme ich diese ganz wichtige Zielgruppe von erfahrenen Mediziner dazu, sich doch noch zügig und vertieft mit diesen Themen zu beschäftigen?

Schreiben Sie mir bitte, wenn Sie datzu Ideen haben!


PS: Parallel dazu verkündet die Techniker Krankenkasse den deutschlandweiten Start für die elektronische Patientenakte
– natürlich gilt das nur für ihre Versicherten! Die Patienten sollen künftig entscheiden können, ob sie ihre Gesundheits- und Krankheitsdaten, Daten über Arztbesuche, Diagnosen, Impfungen und verschreibungspflichtige Medikamente sowie Arztbriefe – und sogar Röntgenbilder –  an einem Ort speichern wollen, auf den nur Sie Zugriff haben. Alle Daten, die der TK vorliegen, kann der Patient in seiner Akte speichern. Die mehr als 10 Millionen Versicherten der TK sollen jederzeit und überall mittels einer password-geschützten App der TK auf ihren persönlichen „digitalen Datentresor“ zugreifen können und sich ihre Daten auf mobilen endgeräten anzeigen lassen können. Der „TK-Safe“ wurde zusammen mit IBM Deutschland entwickelt und die Daten sind dreifach gesichert und end-to-end verschlüsselt.

Vielleicht können wir ja daraus einen ansatz gewinnen und formulieren, dass die „digitale Transformation im Gesundheitswesen“ zum Ziel hat, (digitale) Verhältnisse zu schaffen, in denen Gesundheit gelingt und nicht Krankheitsdaten oder Teilaspekte zu „verwalten“. Dies wäre ein Paradigmenwechsel, so wie seinerzeit in den 1990-er Jahren bei Martin Seligman, der sich mit seiner „Positiven Psychologie“ von der Suche nach dem was krank macht, der Suche nach den Faktoren zugewendet hat, welche gesund erhalten/machen.