Arzt 4.0 - Was bringt die Online-Sprechstunde?

Arzt 4.0 – Was bringt die Online-Sprechstunde?

Im Mai 2018 wird der Deutsche Ärztetag darüber entscheiden, ob das ausschließliche Fernbehandlungsverbot fällt. Ein Antrag der Bundesärztekammer sieht vor, dass Ärzte künftig auch dann Patienten behandeln dürfen, wenn sie diese vorher noch nicht persönlich gesehen haben. In welchen Fällen das für Sie einen Sinn ergeben kann, müssen Sie als Behandler selbst entscheiden und damit auch, ob Sie zum Arzt 4.0 werden wollen.

Ihre Online-Konkurrenz läuft sich schon warm und schätzt, dass bis zu einem Drittel der persönlichen Arztbesuche auf diese Weise durch eine Online-Sprechstunde oder durch Chats ersetzt werden könnten! Da jeder Deutsche lt. Statistik 8 – 10 Mal/Jahr zum Arzt geht, steckt hier ein riesiges Ertrags- aber auch eben Gefahrenpotenzial für die etablierten Praxen drin!

Bis jetzt gibt es schon drei große Anbieter von Online-Sprechstunden: Bereits seit 2010 Dr. Ed in London (benennt sich um in Zava), der auch Patienten in Deutschland berät. Dann das Schwedische Arztpotal Kry, welches in Schweden aktuell bereits rd. 60 % der Fälle einer Hausarztpraxis behandeln kann! Und das Münchner Online-Arztportal Teleclinic, welches 2016 mit einer digitalen Sprechstunde begann und mittlerweile nach eigenen Angaben rd. 10.000 registrierte Patienten haben soll. Das Handelsblatt berichtete am 29.03.2018 dass mit Teleclinic bereits rd. 200 Ärzte aus ganz Deutschland zusammenarbeiten, sowie einige private und drei gesetzliche Betriebskrankenkassen, welche die Kosten für eine Fernbehandlung übernehmen. Außerdem ist die Teleclinik an dem Telemedizin-Pilotprojekt der KV Baden-Württemberg, „DocDirect„, beteiligt.

Neu hinzu kam im November 2017 der Berliner Fernarzt.com mit Sitz in London, welcher Dr. Ed vom Angebot sehr ähnelt. Auch dort füllt derPatient auf der Internetplattform einen Fragebogen aus auf dessen Basis ein Arzt eine telemedizinische Beratung durchführt. Daneben gibt es das seit fast 20 Jahren tätige schweizer Unternehmen Medgate, welches ebenfalls über einen Einstieg in den deutschen Markt nachdenkt. In der Schweiz bietet das Unternehmen fast allen Versicherten eine telemedizinische Beratung an.

Als Behandlungsansätze für Online-Sprechstunden werden genannt: kleinere Notfälle wie Insektenstiche, leichtere Erkrankungen vom Heuschnupfen bis zur Erkältung, sowie die Behandlung älterer Menschen, welche sich mit dem Gang zum Arzt schwer tun. Außerdem werden Behandlungen über die Patienten nicht gerne sprechen hier angeboten, v. a. erektive Dysfunktionen. Das erinnert an die Versand-Apotheken, welche vor allem Viagra versenden.

Stellt ein Arzt am Ende der telemedizinischen Behandlung ein Privatrezept aus, so wird es im Moment noch gleich elektronisch an eine Partnerapotheke des Telemedizin-Anbieters in den Niederlanden oder in England weitergeleitet, welche das Rezept einlöst und das Medikament versendet.  Dr. Ed zum Beispiel berechnet für seine Beratung zwischen EUR 9 und 29,- plus Kosten für das Medikament. Schmerz- und Schlafmittel mit Mißbrauchsgefahr werden nicht online verschrieben!

Gesundheitsexperten sehen große Chancen für die Lockerung des Fernbehandlungsverbotes, insbesondere da durch die Video-Sprechstunde Krankheiten früher erkannt, Abläufe effizienter und kostengünstiger gestaltet werden könnten und der Zugang zu Fachärzten erleichtert werden könnte. Bei den deutschen Ärzten dagegen stößt dieses noch auf große Skepsis, lt. Umfrage des Hartmannbundes waren 62% der befragten 3.800 Teilnehmer dagegen.

Natürlich sind noch ein paar weitere Voraussetzungen zu schaffen, so z.B. die Erstellung einer eigenen Abrechnungsziffer oder die Möglichkeit ein Rezept elektronisch auszustellen und an deutsche Apotheken versenden zu können – aber das sind alles technisch lösbare Themen. Auch werden Ihnen nicht alle Patienten gleich davonlaufen, aber es werden genug Patienten, ganz junge und die älteren, welche mit ihren Kindern in der ganzen Welt skypen, dafür sehr empfänglich sein.

 

Wie wollen Sie sich, als bisher erfolgreicher Arzt in der Welt des Arzt 4.0 positionieren?

Die oben genannten Anbieter stehen in den Startlöchern – sie wollen bis zu 33% Ihrer jetzigen Behandlungen und sie haben ein großes Werbebudget!
Für Ihre Patienten wäre es aber sicher viel schöner, den gewohnten Arzt ihres Vertrauens auch ab und zu mal nur online konsultieren zu können!